(Hier geht es zum ersten Teil der Buchempfehlung, falls du den noch nicht gelesen haben solltest.)
Es gibt keine Garantie für eine steile Karriere, aber Scott Galloway als Professor für Markenstrategie und digitales Marketing an der New York University Stern School of Business hat aus seiner Erfahrung zahlreiche Hinweise für uns, die Leserinnen und Leser seines Buchs the four*, wie man in einer zunehmend digitaleren Wissensgesellschaft agieren sollte.
Individuelle Erfolgsfaktoren
Je nach Perspektive kann man nun sagen: Leider oder zum Glück gibt es kein Patentrezept, das man einfach befolgen kann, denn der Erfolg eines Menschen setzt sich aus einer Vielzahl von Faktoren zusammen, die auch unterschiedlich gewichtet sind. Die folgenden Tipps bieten daher gute Ankerpunkte, an denen man sich orientieren kann:
Emotionale Reife
Immer weniger Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer haben lediglich eine Vorgesetzte oder einen einzelnen Vorgesetzten, der oder dem sie berichten, nur die wenigsten gehen nur einer bestimmten sich kaum verändernden Tätigkeit nach. In der digitalen Wissensgesellschaft verändern sich Ansprüche, Rollen und Anforderungen täglich und durch die zunehmende Beschleunigung der Produktzyklen wird sich dies auch in nächster Zeit nicht ändern. Dieses Umfeld verlangt emotionale Reife. Mit emotionaler Reife ist ein kollegialer Umgang untereinander gemeint – Stichwort: „Teamwork“. Außerdem bezeichnet emotionale Reife die Fähigkeit, sich unter Druck auf das zuvor in der Ausbildung oder im Beruf Erlernte besinnen zu können sowie ein Bewusstsein der eigenen Fähigkeiten und Kompetenzen zu besitzen. Laut Galloway kann man in einem Meeting schnell erkennen, wer emotional reif ist: Diese Person ist vorbereitet, hört zu, stellt sich selbst in den Hintergrund, hat Lösungsvorschläge und ist nicht beleidigt, wenn die eigenen Vorschläge nicht angenommen werden.
Sei neugierig
In einer Welt, in der die einzige Konstante die Veränderung ist, bleibt man ohne Neugierde auf der Strecke. Man kann von Snapchat, Bitcoin, Voice-Control, … halten, was man möchte, beschäftigen sollte man sich schon mit neuen Trends, damit man zumindest eine Idee davon hat, auch wenn man persönlich nicht darin engagiert ist.
Ergreife Besitz
„Mach es zu deinem Projekt“, nannte dies der Baumarkt Hornbach in der Werbung. Gemeint ist damit, dass man sich engagiert, als ob man der oder die Alleinverantwortliche für ein Projekt, ein Produkt oder einen Prozess ist. Man übernimmt Verantwortung und trägt alles dazu bei, dass es ein Erfolg wird.
Mach einen (guten) Schulabschluss
Auch wenn es abgedroschen klingt, hilft ein guter Schul- oder Hochschulabschluss ungemein. Und wenn immer wieder Studienabbrecher wie Mark Zuckerberg, Bill Gates und Steve Jobs herausgekehrt werden, die nach dem Abbruch nicht in der Gosse gelandet sind, weist Galloway sehr richtig darauf hin, dass die Hochschulzeit für die drei erwähnten Gründer ausgesprochen prägend war. Auf der Hochschule werden Kontakte geknüpft und Ideen ausprobiert, denn das gesamte Umfeld ist auf Lernen und Kreativität ausgerichtet.
Darüber hinaus öffnet ein guter Schul- oder Hochschulabschluss viele Türen in Bewerbungsverfahren, gerade dann, wenn keine persönlichen Kontakte zu einem Unternehmen bestehen.
Bilde dich weiter
Nicht jeder Mensch kann einen Hochschulabschluss erlangen – aus welchem Grund auch immer, stellt Galloway fest. Gleichzeitig weist er darauf hin, dass es notwendig ist, aus der Masse herauszuragen, dafür reicht manchmal sogar ein Führerschein. Letztendlich liegt es an dir, dich mit Weiterbildung zu einer begehrten Person weiterzuentwickeln, es gibt etliche Möglichkeiten der Weiterbildung, man benötigt allerdings den festen Willen und Selbstdisziplin.
Gewöhn dir die Vollendung an
Es spielt keine Rolle, worum es geht, aber gewöhne dir an, Dinge zu einem guten Ende zu bringen. Allein aus der Gewohnheit heraus wirst du schließlich auch schwierige Projekte vollenden und somit zum einen die tiefe Befriedigung eines Abschlusses finden und zum anderen auch dein Produkt oder Unternehmen voranbringen. So kannst du lernen, etwas, das gut ist, weiter zur Perfektion zu bringen. Spätestens das wird auch dein Umfeld beeindrucken.
Zieh in die Stadt
Trotz Video-Chat und Videokonferenz-Räumen gibt es nichts, was mehr wiegt als das persönliche Gespräch. So ist es notwendig, dorthin zu ziehen respektive dort zu arbeiten, wo sich „Wohlstand, Informationen, Macht und Gelegenheiten“ (Galloway, S. 241) konzentrieren und das ist nunmal in den Großstädten. 80 Prozent des weltweiten Bruttoinlandsprodukts wird in Städten erzeugt und 72 Prozent der Städte wachsen stärker als das Land, in dem sie liegen.
Pimp deine Karriere
Auch wenn du die zuvor genannten Punkte erfüllst, bist du nicht die oder der einzige auf diesem Niveau. Daher suche nach Wegen deine Karriere aufzumotzen, trag deine Produktivität nach außen, zum Beispiel durch Plattformen wie Instagram, YouTube, Twitter, Facebook oder einen eigenen Blog. Diese Dinge kosten Zeit und Mühe, aber gerade deshalb helfen sie dir, aus der Masse hervorzustechen.
Professor Galloway selbst pflegt ein sehr aktives Twitter-Konto und hat auch einen YouTube-Kanal, wo er wöchentlich kurze Analysen veröffentlicht.
Was tun als älteres Semester?
Was aber tun, wenn man die 40 oder 50 bereits überschritten hat? Laut Galloway ist das kein Hindernis, um im großen Spiel mitzumischen. Die Voraussetzung dafür ist aber, dass man auf der Höhe der Zeit ist und dieses Niveau mit der eigenen Erfahrung verbindet. Das klappt jedoch nur, wenn man aus der eigenen Komfortzone tritt und der Neugierde sowie dem Spieltrieb freien Lauf lässt. Gerade hier kommen die vorherigen Punkte „Sei neugierig“ und „Pimp deine Karriere“ zum Tragen.
Lass dich in Anteilen entlohnen und hab einen Plan
Erhalte einen Teil deines Gehalts in Anteilen und wenn du denkst, dass das bei deinem Arbeitgeber keine gute Idee ist, dann wechsle den Arbeitgeber, so Galloway. Sein Argument hierfür ist, dass niemand mit seinem Gehalt reich wird, man wird reich mit Anteilen.
Jenseits der Anteile solltest du einen Plan haben, wie du dein Vermögen aufbaust. Laut Galloway ist jemand wohlhabend, wenn er 45.000 EUR im Jahr verdient, aber nur 40.000 EUR ausgibt. Daher empfiehlt er ein sparsames Leben, denn nach seiner Erfahrung ist Wohlstand eher eine Frage der Disziplin als des Einkommens.
Sei periodisch monogam
Hast du eine neue Arbeitsstelle angetreten, dann gib dort auch alles, außer wenn es Außenstehende bestätigen, dass dein Gemecker über deine Arbeit berechtigt ist. Versuch die Leiter zu klettern und nach einigen Jahren kannst du beginnen, nach rechts und nach links zu gucken, ob dort nicht ein attraktiveres Arbeitsangebot lauert und beantworte auch die Anfragen von Headhuntern. Hast du eine interessante Stelle in Aussicht sei ehrlich mit deiner / deinem jetzigen Vorgesetzten. Gib ihr oder ihm die Chance, auf deine Situation zu reagieren, denn man sieht sich immer zweimal im Leben, wie es so schön heißt.
Sei loyal zu Menschen, nicht zu Organisationen
Nach Professor Galloway verlocken Kirchen, Staaten und Unternehmen junge Leute zu Taten, die nicht zu ihrem Vorteil sind. Sein Beispiel sind die Soldaten, die für ihr Land in den Krieg ziehen, denn sie bekämen nicht das zurück, was sie investierten. So empfiehlt Galloway, sich mental von den Organisationen und Institutionen zu befreien und den Menschen gegenüber loyal zu sein, mit denen man zusammenarbeitet. Im Gegensatz zu Organisationen merken Menschen, dass andere loyal sind und belohnen die Loyalität.
Steuere deine Karriere
Immer wieder wird es in deinem Leben heißen, dass man seiner Leidenschaft folgen solle. Für Galloway ist das Quatsch („bullshit“, (Galloway, S. 247)), denn diese Aussage stammt meistens von Leuten, die bereits wohlhabend sind. Stattdessen empfiehlt er: „Folge nicht deiner Leidenschaft, folge deinem Talent“ (Galloway, S. 248). Finde heraus, worin du gut bist, worin deine Stärken liegen und werde großartig darin. Du musst es nicht lieben – die Tätigkeit nicht zu hassen, genügt völlig. Wenn dich schließlich die fortwährende Übung zur Großartigkeit in deiner Stärke gebracht hat, wirst du Anerkennung und Geld dafür erhalten, so dass du deine Stärke entweder lieben lernst oder auf Basis deiner ausgebildeten Stärke Mittel erhältst, um deiner Leidenschaft nachzugehen.
Sei dankbar
Du wirst in deinem Arbeitsleben unfair behandelt werden und dich unverschuldet in Situationen wiederfinden, die äußerst undankbar sind. Versuche dann nicht, nach Gerechtigkeit zu suchen oder gar auf Rache zu sinnen. Denn nach Galloway sind diejenigen, die über Ungerechtigkeiten jammern, Verlierer. Das bedeutet nicht, dass du dir alles gefallen lassen musst: Werden Gesetze übertreten oder wird deine Würde verletzt, ist es deine Pflicht dagegen vorzugehen.
Zurück zum Mittelwert
Nichts ist so schlecht oder so gut, wie es im ersten Augenblick scheint, denn ob man sich auf dem Gipfel des Erfolgs sonnt oder gerade einen Tiefpunkt erreicht: Auch dies wird vorübergehen, denn der Schritt zurück zur Mitte kommt irgendwann. Laut Galloway sollte man sich nach einem Erfolg nicht zu viel auf das eigene Genie einbilden, genauso wie es unnötig ist, sich nach einer Niederlage als zu dumm zu bezeichnen. Wichtig ist es, wieder aufzustehen und weiter zu machen.
Geh dorthin, wo deine Fähigkeiten etwas zählen
Manche Unternehmen legen ihre Energie hauptsächlich in den Vertrieb und in dieser Art Firmen haben es Ingenieure schwer. Andere Unternehmen sehen ihren Mittelpunkt in der Entwicklung, wo man als Ingenieur größere Chancen auf einen hohen Posten hat. Insofern solltest du sehen, dass du bei einem Unternehmen bist, das deine Kompetenzen und Stärken richtig einzusetzen weiß, denn das ist in beiderseitigem Interesse. Was das Unternehmen im Kern ausmacht, lässt sich nach Galloway anhand der Biografien der Unternehmensführung ausmachen. Sitzen dort eher Ingenieurinnen und Ingenieure oder Vertrieblerinnen und Vertriebler?
Sexy Job vs Return On Invest
Dieser Punkt spielt abermals darauf an, dass man seine Karriere steuern kann. Bestimmte Branchen sind überlaufen, stellt Galloway fest: Wenn du einer sexy Arbeit nachgehen möchtest, wie Musik machen, „irgendwas mit Medien“ oder ein cooles Café eröffnen, dann stell dich darauf ein, dass der Wettbewerb sehr hart und das Einkommen sehr niedrig sein wird. Und wenn du es schaffst, dich in einem solchen Job zu etablieren, wird es nicht einfacher, denn man ist durch die fortwährend nachrückenden Neulinge in dem Bereich schnell zu ersetzen.
Galloway rät dazu, ein Wochenendmusiker zu werden oder seiner Berufung als Fotograf in der Freizeit nachzugehen, während man sich mit dem Tages-Job ein Polster aufbaut und für Sicherheit für die eigene Familie sorgt.
Stärke
Bau neben deiner mentalen auch deine körperliche Stärke auf, denn ein stärker Körper gibt dir Selbstbewusstsein. Regelmäßiger Sport schützt dich vor Depression sowie anderen Krankheiten und verschafft dir die Stärke, die du für dein Leben brauchst.
Frag um Hilfe und biete Hilfe an
Es ist eine Stärke, um Hilfe zu fragen und auch Hilfe zu geben. Nur selten sind es Einzelgänger, die zu herausragenden Leistungen fähig sind; es ist vielmehr ein eng zusammenarbeitendes Team, das Glanzleistungen hervorbringt. Diese Glanzleistungen entstehen aber nur, weil sich Team-Mitglieder gegenseitig helfen. Biete dabei deine Hilfe vor allem Anfängerinnen und Anfängern an, denn sie sind häufig von der Kompetenz und Erfahrung der bestehenden Team-Mitglieder eingeschüchtert und trauen sich weniger, um Hilfe zu fragen.
Fazit
„Was hat so ein Buch eigentlich auf einem Blog zu Machine Learning verloren?“, mag sich der eine oder andere fragen. Die Antwort: Phänomene wie Digitalisierung, Machine Learning, Vernetzung werden nicht wieder verschwinden, sondern unseren Alltag in Zukunft immer stärker vereinnahmen. Insofern ist es nur sinnvoll, sich darauf vorzubereiten und die Basis für den eignen Erfolg in einer Wissensgesellschaft rechtzeitig anzulegen. Scott Galloways Buch the four* erlaubt Leserinnen und Lesern mit der sich fortlaufend beschleunigenden Produktzyklen eine Orientierung – vor allem im Hinblick auf die dominanten Global-Player Amazon, Apple, Facebook und Google.
Was dieses Buch aber insbesondere wertvoll macht, ist das Abschlusskapitel, in dem Galloway aus seiner Erfahrung als Dozent schöpft und mit einer Vielzahl praktischer Tipps für Leserinnen und Leser einen Weg aufzeigt, wie man sich im Zeitalter der Unsicherheit als Individuum auf eine durchdigitalisierte Zukunft rüstet und ohne Angst das Beste daraus macht.
Ich habe dieses unterhaltsame und gleichzeitig gehaltvolle der Buch gerne gelesen und empfehle hiermit die Lektüre. Allein durch seine klare Sprache macht Scott Galloway sein Buch zu etwas Besonderem. Die beiden Sätze aus the four*, die sich bei mir eingebrannt haben, sind: „Wohlstand ist eher eine Frage der Disziplin als des Einkommens“ und „Folge nicht deiner Leidenschaft, folge deinem Talent“.
* Affiliate-Link: Du zahlst nicht mehr für das Produkt, aber ich erhalte einige wenige Prozent Provision.
Ein Gedanke zu „Buchempfehlung: the four (Amazon, Apple, Facebook, Google) – Teil 2“
Kommentare sind geschlossen.