Revolution im Quantencomputing: Was Googles „Willow“ für die Zukunft bedeutet

Qubits

Stell dir vor, es gibt eine Technologie, die so leistungsstark ist, dass sie Berechnungen in wenigen Minuten lösen kann, für die selbst die schnellsten Supercomputer des Planeten länger brauchen würden, als das Universum alt ist. Klingt verrückt? Willkommen in der Welt des Quantencomputings – einer revolutionären Technologie, die von Wissenschaftler:innen weltweit als die Zukunft des Rechnens gefeiert wird. Und im Zentrum dieser Revolution steht Googles neuer Chip: Willow.

Was ist Quantencomputing?

Im Gegensatz zu herkömmlichen Computern, die mit Bits arbeiten, also Einsen und Nullen, verwendet ein Quantencomputer sogenannte Qubits. Diese Qubits können nicht nur 0 oder 1 sein, sondern gleichzeitig beide Zustände einnehmen – ein Phänomen, das man Superposition nennt. Zudem können Qubits miteinander verschränkt sein, was bedeutet, dass der Zustand eines Qubits direkt den Zustand eines anderen beeinflusst, egal wie weit sie voneinander entfernt sind. Diese Eigenschaften ermöglichen es Quantencomputern, extrem komplexe Probleme zu lösen, die für klassische Computer unüberwindbar sind.

Was macht Willow so besonders?

Willow ist Googles neuester Quantenchip und markiert einen Meilenstein in der Entwicklung dieser Technologie. Er überwindet eine der größten Herausforderungen im Quantencomputing: Fehlerkorrektur.

Qubits sind extrem empfindlich und neigen dazu, ihre Informationen schnell an ihre Umgebung zu verlieren. Das führt zu Fehlern, die jede Berechnung zunichtemachen können. Willow ist jedoch in der Lage, diese Fehler zu reduzieren – und zwar exponentiell, je mehr Qubits verwendet werden. Das ist eine Errungenschaft, die Forscher:innen seit fast 30 Jahren anstreben.

Außerdem hat Willow eine beeindruckende Benchmark-Berechnung durchgeführt: Eine Aufgabe, für die ein Supercomputer 10 Septillionen Jahre (das sind 10^25 Jahre) benötigen würde, hat Willow in nur fünf Minuten gelöst. Zum Vergleich: Das Universum ist etwa 13,8 Milliarden Jahre alt. Diese Leistung zeigt nicht nur, wie überlegen Quantencomputer sein können, sondern wirft auch spannende Fragen über die Möglichkeit von Paralleluniversen auf.

Die technischen Highlights von Willow

  1. Fehlerkorrektur: Willow reduziert Fehler, indem er mehr Qubits einsetzt. Ein Test mit Gitteranordnungen von 3×3, 5×5 und 7×7 Qubits zeigte, dass die Fehlerrate bei jeder Vergrößerung des Gitters halbiert wurde. Dies wird als „unterhalb der Schwelle“ bezeichnet und ist ein entscheidender Schritt zur Skalierung von Quantencomputern.
  2. Benchmark-Leistung: Der Chip übertraf klassische Supercomputer beim sogenannten Random Circuit Sampling (RCS), einem Test, der zeigt, ob ein Quantencomputer Berechnungen durchführen kann, die klassische Computer nicht schaffen. Willow erledigte diese Aufgabe in Minuten, während ein klassischer Supercomputer unvorstellbare Zeiträume benötigen würde.
  3. Verbesserte Qubit-Lebensdauer: Die Lebensdauer der Qubits – ein Maß dafür, wie lange sie Informationen speichern können – hat sich mit Willow auf beeindruckende 100 Mikrosekunden verbessert. Das ist ein fünffacher Fortschritt gegenüber vorherigen Generationen.

Warum ist das alles wichtig?

Die Bedeutung von Quantencomputing und speziell die Fortschritte, die Willow mit sich bringt, sind immens. Möglichkeiten des Quantencomputings könnten unser Leben grundlegend verändern. Ob in der Medizin, wo Quantencomputer helfen könnten, neue Medikamente in Rekordzeit zu entwickeln, oder in der Klimaforschung, wo sie hochkomplexe Wetter- und Klimamodelle simulieren könnten – die potenziellen Anwendungen sind nahezu grenzenlos.

Ein Ziel von Googles Quantum AI-Team ist es, bald eine erste „nützliche, jenseits-klassische“ Berechnung durchzuführen, die sowohl für die Praxis relevant ist als auch nicht mehr von klassischen Computern repliziert werden kann. Willow bringt uns diesem Ziel einen entscheidenden Schritt näher.

Fazit

Willow ist mehr als nur ein technischer Durchbruch. Er ist ein Symbol für den Fortschritt in einem Bereich, der die Art und Weise, wie wir die Welt verstehen und Probleme lösen, für immer verändern könnte – auch wenn wir erst langsam begreifen, wozu diese Technologie in der Lage sein könnte.