ELIZAs Vater: Wie Joseph Weizenbaum die Welt der Künstlichen Intelligenz prägte

Joseph Weizenbaum bei Buten und Binnen

Es ist kaum möglich, die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz (KI) zu betrachten, ohne auf die bahnbrechenden Arbeiten von Joseph Weizenbaum zu stoßen. Er war nicht nur ein Pionier auf diesem Gebiet, sondern hat auch wichtige Diskussionen über die ethischen Implikationen der KI angestoßen, die bis heute andauern.

Joseph Weizenbaum wurde 1923 in Berlin geboren. Als Sohn jüdischer Eltern floh er 1936 vor den Gräueltaten des Naziregimes in die USA. Trotz dieser schwierigen Anfänge gelang es ihm, seine Leidenschaft für die Mathematik und die Informatik zu entdecken und zu kultivieren.

Nach seinem Studium an der Wayne State University in Detroit, Michigan, arbeitete Weizenbaum ab 1955 am renommierten Massachusetts Institute of Technology (MIT), wo er seine bahnbrechenden Forschungen auf dem Gebiet der KI durchführte. Seine erste bedeutende Arbeit war die Entwicklung des SLIP-Systems (Symmetric List Processor), das viele frühe Computerprogramme stark beeinflusste.

ELIZA, ein Chatbot

Doch Weizenbaum ist vielleicht am bekanntesten für seine Entwicklung des Computerprogramms ELIZA. ELIZA wurde in den 1960er Jahren als einer der ersten Versuche konzipiert, eine menschenähnliche Interaktion zwischen Mensch und Maschine zu schaffen. ELIZA simulierte eine Gesprächstherapie, in der sie Benutzereingaben neu formulierte und als Fragen zurückgab. Obwohl ELIZA keine Fähigkeit zum Verständnis oder Bewusstsein hatte, schien sie doch vielen Nutzern erstaunlich „intelligent“ und menschenähnlich. Heutzutage würde man wahrscheinlich bei ELIZA von einem Chatbot sprechen.

Die Reaktionen auf ELIZA überraschten und beunruhigten Weizenbaum. Trotz ihrer simplen Mechanik, nahmen viele Benutzer ELIZA als wirklich empathisches, verständnisvolles Wesen wahr. Dies führte Weizenbaum dazu, über die ethischen Implikationen der KI und die mögliche Verantwortungslosigkeit ihrer unkontrollierten Anwendung nachzudenken.

In seinem späteren Leben war Weizenbaum ein kritischer Beobachter und Kommentator der KI. Sein 1976 erschienenes Buch „Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft“ ist eine tiefsinnige Untersuchung der Rolle der KI in der Gesellschaft und stellt den Standpunkt dar, dass es bestimmte menschliche Funktionen gibt, die Maschinen niemals übernehmen sollten.

Fazit

Weizenbaums Arbeit hat nicht nur die technische Entwicklung der KI beeinflusst, sondern auch die Diskussionen über ihre Rolle, ihre Grenzen und ihre ethischen Aspekte. Obwohl wir heutzutage weit fortgeschrittene KI-Systeme sehen, die deutlich über das hinausgehen, was ELIZA zu bieten hatte, sind die Fragen, die Weizenbaum aufgeworfen hat, relevanter denn je.

Bei „Buten und Binnen“ gibt es ein kurzes Video-Porträt zu Joseph Weizenbaum von 1992.