Eine kurze Geschichte der Künstlichen Intelligenz

Wir beschäftigen uns auf diesem Blog mit dem gegenwärtigen Strömungen des Machine Learning und der Künstlichen Intelligenz (KI), aber es lohnt sich einen Blick in die Vergangenheit der KI-Forschung zu werfen. Um eine Analogie zu gebrauchen: Es ist interessant, den aktuellen Stand einer Schachpartie zu untersuchen, aber zu erfahren, wie es zu diesem Stand kommen konnte, birgt einen Erkenntnisgewinn. Schauen wir also hier, wo die Wurzeln der Artificial Intelligence (AI) liegen.

Das Thema „Künstliche Intelligenz“ ist derzeit kaum aus den Medien wegzudenken: Die einen schreiben über den drohenden Weltuntergang, weil die Maschinen die Weltherrschaft übernehmen, die anderen wiederum meinen, dass paradiesische Zeiten kommen werden, weil die Maschinen uns von vielen langweiligen und gefährlichen Tätigkeiten erlösen werden und wiederum andere, befürchten eine nie dagewesene Massenarbeitslosigkeit, weil Maschinen den Menschen die Arbeit wegnehmen würden. Niemand weiß, was in Zukunft geschehen wird, aber es ist sehr wahrscheinlich, dass weder die Träumer noch die Schwarzseher zur Gänze recht haben werden. So blicken wir in die Vergangenheit, um ein Gefühl für die Entwicklung der KI-Forschung zu erhalten.

1956

Mitte der 1950er kamen Ingenieure und Mathematiker zusammen, um eine Maschine zu entwickeln, die selbstständig Probleme lösen sollte, für deren Lösung bisher menschliche Intelligenz notwendig war. Hierfür verwandten sie den Begriff „Artificial Intelligence“ – zu deutsch: „Künstliche Intelligenz“.

Die ersten Computer mit KI-Unterstützung wurden in der Mathematik verwendet. In der Programmiersprache LISP wurden mathematische Probleme eingegeben und die KI führte eigenständig Beweise aus.

1960

Forscherinnen und Forscher in den 1960ern träumten von einer universellen Supermaschine, die jedwedes Problem lösen konnte. Forschungen gingen in Richtung der maschinellen Übersetzung zwischen Sprachen. Erste sich selbständig bewegende Roboter kamen in Laboren zum Einsatz.

Hervorzuheben ist hierbei Joseph Weizenbaums Programm „Eliza“, das einen Psychotherapeuten simulierte und bei manchen Anwendern für Verblüffung sorgte.

Allerdings stellte sich mit der Zeit heraus, dass die Forscherinnen und Forscher zuviel erwartet hatten. Die vielfach komplexeren Probleme außerhalb von Laboren zeigte ihnen die Grenzen auf.

1970

In den 1970ern nahmen die KI-Diskussionen eine neue Ebene ein: War das wirklich Intelligenz oder nicht doch eher die Simulation von Intelligenz, was sich bei der KI abspielte? Damals hielten sich die praktischen Fortschritte in Grenzen, nicht zuletzt deshalb weil die Forschungsgelder erheblich zusammengeschnitten wurden. Weil das Interesse und die Investitionen in dieser Zeit zurückgingen, nennt man die Zeit auch „Winter der Künstlichen Intelligenz“.

1980

Erst mit den 1980ern traten neue Anwendungen zutage. Expertensysteme wurden eingeführt. Diese ließen das Wissen unterschiedlicher Disziplinen zusammenfließen und unterstützten beispielsweise bei der Schätzung von Auto-Unfallschäden oder sogar von medizinischen Diagnosen.

In dieses Jahrzehnt fällt die Gründung des „Deutschen Forschungzentrums für Künstliche Intelligenz“ (DFKI). Deutschland zeigte eine besondere Stärke bei der maschinellen Bildverarbeitung, der Robotik und der mündlichen sowie schriftlichen Spracherkennung.

1995/1997

1995 lässt sich das von KI-Pionier Ernst Dickmanns entwickelte autonome Fahrzeug hervorheben. Damals fuhr das Auto größtenteils eigenständig auf der Autobahn von München nach Kopenhagen.

1997 schlug IBMs „Deep Blue“ getaufter Schachcomputer den amtierenden Weltmeister Garri Kasparow. Das war eine Zeitenwende, denn bis dahin waren Computer dem Menschen im Schach immer unterlegen gewesen.

2000

Industrieroboter erlebten Anfang des Jahrhunderts einen Sprung nach vorn, da sie – gestützt durch immer mehr erhobene Daten – selbständiger wurden und sich auf ihre jeweilige Umgebung lernend einstellen konnten. Fachleute sprechen hier von „Lernenden Systemen“.

2010

Nach der ersten Dekade nahm der KI-Zug noch mehr Fahrt auf. Die Computer sind inzwischen schnell genug, um Berechnungen auf Basis gigantischer Datenmengen anzustellen. Außerdem stehen Hochleistungsrechnern immense Speicherkapazitäten zur Seite. Darüber hinaus wurden auch die Methoden verbessert, so dass sich sogar aus unstrukturierten Daten Erkenntnisse gewinnen lassen. Erst diese technischen Weiterentwicklungen machten den großen KI-Fortschritt der letzten Jahre möglich. Sichtbare Beweise für die Fortschritte sind die inzwischen allgegenwärtigen virtuellen Assistenten wie Siri, Alexa oder Cortana. Weitere Beweise sind der Sieg von Googles „AlphaGo“ gegen den Go-Weltmeister.

Zukunft

Wie werden die kommenden Jahre aussehen? Die Zuverlässigkeit von KI wird steigen, denn derzeit taugen viele tatsächlich revolutionäre Anwendungen, wie beispielsweise das autonome Fahrzeug, nicht für den Massenverkehr. Darüber hinaus nimmt die Zahl der Diskussionen rund um Datenschutz und Ethik in der KI-Entwicklung zu.

Gut zusammengefasst hat das Georg Giesberg in seinem Artikel „Von Menschen gemacht“ in der Zeitschrift „Frankfurter Allgemeine Woche“ (15/2019) auf Seite 41: „Die meisten Anwendungsgebiete der Künstlichen Intelligenz sind nützlich und belegen zudem eines: KI ist ein Werkzeug des Menschen – mit ganz großen Chancen.“

Video zur Geschichte der Künstlichen Intelligenz

In diesem knapp 6-minütigen Video sind der Werdegang und all die Meilensteine rund um die KI-Forschung der letzten Jahrzehnte zusammengefasst:

Eine kurze Geschichte der KI